Rose © Sabine Witzke

Maintaler Persönlichkeiten im Portrait

Mit Popchor Marktlücke besetzt


Sabine Witzke aus Bischofsheim geht neue Wege beim Gesangsunterricht: Gähnen zum Entspannen.
Maintal (fmi). – „Jeder kann singen“, sagt Sabine Witzke. Wie Fremdsprachen könne auch die Gesangstechnik erlernt werden. Die Bischofsheimerin vermittelt Jung und Alt seit mehr als 15 Jahren Freude in Einzel- und Gruppenunterricht an Musik. Ihre Schüler sind von 18 Monaten bis 75 Jahre alt. Dabei geht die Musik- und Körpertherapeutin schon mal ganz ungewöhnliche Wege.

Die Einteilung in „Sopran“ oder „Alt“ findet sie zum Beispiel unsinnig. Sabine Witzke: „Damit wird ein Teil der Stimme verschüttet.“

Schon im Alter von vier Jahren träumte die heute 45-Jährige nur von einem Beruf: Sängerin. Denn den Spaß am Singen bekam sie schon früh eingeimpft. Mit den Brüdern wurde spontan ein Lied geträllert und Sabine Witzke war Mitglied im Kirchenchor. Doch als junge Frau sollte sie zunächst „etwas Anständiges“ lernen und erhielt in Marburg die Ausbildung zur staatlich geprüften Hauswirtschafterin. Der Job in einem Altenheim anschließend hatte zumindestens ein Gutes: Sabine Witzke lernte ihren Mann kennen und lieben. Sie heirateten, zogen nach Maintal, wo dann auch die Kinder Nicole und Benjamin, heute 25 und 23 Jahre alt, auf die Welt kamen.

Musik für Mäuse
Sabine Witzke (rechts) mit ihrer Gruppe „Musik für Mäuse“ in Bischofsheim

Als Mutter und Hausfrau wandte sie sich wieder ihrer Leidenschaft zu, dem Singen. Endlich wollte sie eine richtige Ausbildung machen. „Ich bin Stier. Und wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann ziehe ich es auch durch.“ Mit verschiedenen Jobs, etwa als Kosmetik-Beraterin oder im Partyservice, finanzierte Sabine Witzke ihren Traum. Drei Jahre lernte sie bei einer Dozentin, die bereits mit musikalischen Schwergewichten wie Mark Knopfler zusammengearbeitet hatte.

Ihre erste AG bot sie in der Schule ihrer Tochter an. Als auch ein Kindergarten Interesse anmeldete, setzte die Bischofsheimerin noch eine Ausbildung für die musikalische Früherziehung drauf. Heute bietet die Musikpädagogin regelmäßig Kurse in Schulen und im Familienzentrum Bischofsheim an. „Musik für Mäuse“ heißt der Unterricht für die Jüngsten ab 18 Monaten. „Wenn die Eltern keinen Spaß am Singen haben, haben ihn die Kinder auch nicht“, erklärt Sabine Witzke. Viele Eltern wünschten sich, dass ihre Kinder anschließend „schön“ singen können.

„So etwas gibt es gar nicht. Stimmen werden subjektiv empfunden. Alles andere ist Technik.“ Auch jene, die bei der Jury von Dieter Bohlen bei „Deutschland sucht den Superstar“ als hoffnungslose Fälle dargestellt würden, könnten lernen, zu singen. Übrigens gehörte auch DSDS-Kandidat Jermaine Alford zu ihren Schülern. Durch ihre Arbeit mit Jugendlichen ist Sabine Witzke stets auf dem neuesten Stand der Charts und des Casting-Geschehens. „Ich höre Popmusik selber gerne. Zu meinen Lieblingssängern gehören Madonna und Justin Timberlake“, erzählt die 45-Jährige. Aber auch bei Rammstein schaltet sie das Radio nicht ab.

Mit einem modernen Popchor sprang die Bischofsheimerin 1995 in eine „Marktlücke“. Im Angebot für Sangesfreudige waren damals nur Volks- oder Kirchenchor. „Auf einen Schlag meldeten sich 42 Leute bei mir“, berichtet die Gesangslehrerin. Die „Groove-People“ gibt es immer noch. Heute wird Sabine Witzke auch von anderen Chören, die sich mit modernen Liedern beschäftigen möchten, als Coach gebucht.

Ihr nächstes Ziel hat sich auch so ergeben: Sie möchte eine Schule für Chorleiter eröffnen. „Ich habe ein eigenes Konzept und habe Spaß daran, Neuland zu erschließen“, sagt Sabine Witzke. Das betritt sie sicherlich auch mit ihren Kursen in funktionaler Stimmbildung, in der die Teilnehmer lernen, gesellschaftliche Normen abzulegen, um besser entspannen und damit singen zu können: Gähnen und Rülpsen.

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